Mittwoch, 25. März 2009

Outback-Interview mit Monika Bach

Was war Ihre Motivation als Freiwillige nach Afrika zu gehen?
Über die Internet-Seite des Kölner Zoo’s bin ich auf die Vereinsseite des Luambe Conservation Projects gestoßen.
Mir hat die Beschreibung gefallen, wie man versucht, die örtliche Bevölkerung am Projekt zu beteiligen und durch Kleinprojekte wie den Gartenclub, die Schreinerei, Näherei und Bäckerei Einkommensmöglichkeiten durch den Tourismus zu schafft und so Hilfe zur Selbsthilfe leistet.
Die engagierte Arbeit der Vereinsmitglieder hat mich angesprochen, so dass ich mich bei Herrn Dr. Behlert beworben und gefragt habe, ob ich im Bereich der Ausbildung mitarbeiten könnte.
Zunächst habe ich die Schulungsunterlage etc hier in Deutschland vorbereitet, um dann das Projekt in Sambia in die Praxis umzusetzen.

Was waren Ihre Tätigkeitsschwerpunkte im Projekt?
Meine Arbeit bezog sich schwerpunktmäßig auf das Training der Lehrer von zwei Community Schools in „Wildlife Education“.
Man kann es sich in etwa so vorstellen, wie bei uns, wo manche „Stadtkinder“ glauben, die Kuh sei lila, weil sie es so in der Werbung sehen, aber noch keine Kuh in natura zu Gesicht bekommen haben.
Vergleichbar ist es auch in Sambia. Viele Tiere leben dort in unmittelbarer Nähe zu den Dörfern, doch die Menschen wissen sehr wenig darüber, bzw. sind sich nicht des Reichtums bewusst, der vor ihrer Türe lebt.
Neben dieser Schulung habe ich in der Lodge gearbeitet und administrative Aufgaben erledigt, u.a. Excel Training mit Mitarbeitern durchgeführt und zwei Ausflüge mit den Schulkindern in den Park organisiert.

Was waren die größten Herausforderungen für Sie in einem Land wie Sambia?
Die Tätigkeit als solche war für mich eine Herausforderung. Afrikanische Tiere interessieren mich seit meiner Kindheit und die Vorbereitung der Handouts hat mir viel Spaß gemacht. Ich neige gerne zum Perfektionismus und will alles besonders gut machen, aber ich mußte auch die örtlichen Gegebenheiten im Blick behalten und schauen, was man dort auch umsetzen kann. Auch wusste ich im Vorfeld nicht, wie das ganz in Sambia aufgenommen würde. Das war schon spannend.

Welchen täglichen Hindernissen standen Sie gegenüber?
Auf wirkliche Hindernisse bin ich eigentlich nicht getroffen. Man muß sich einfach vor Augen halten, dass man sich in einem afrikanischen Land bewegt und nicht in Deutschland. Dort geht die Zeit etwas anders, so dass man durchaus mit Wartezeiten rechnen muß, unterwegs schon mal einen Platten hat, die Fahrt zur Schule mit anderen Fahrten kombiniert wird, so dass sie sich dadurch zeitlich verzögert etc., die Arbeitsweise u.U. etwas konfus erscheint insbesondere, weil ich an strukturierte Abläufe gewöhnt bin.
Die englischen Sprachkenntnisse sind mitunter sehr begrenzt, so dass ich mir angewöhnen mußte, sehr langsam und deutlich zu sprechen. Die Menschen sind zu höflich und zurückhaltend, um zu sagen, dass sie etwas nicht verstanden haben. Dadurch entstehen Missverständnisse.

Wo liegt im Luambe Nationalpark Ihrer Meinung nach weiterer Handlungsbedarf?
Mir ist aufgefallen, dass die Menschen nicht gewöhnt sind bzw. dass es ihnen sehr schwer fällt, eigene Entscheidungen zu treffen und ggf. damit einhergehende Ereignisse zu verantworten.
Das fängt in der Schule an, dass der Unterricht frontal erfolgt, d.h. der Lehrer sagt etwas, und die ganze Klasse wiederholt das Gesagte. Das wiederholt sich mehrmals, meistens pro Wiederholung etwas lauter. Egal ob gute oder schlechte Schülen, sie fallen nicht auf, sondern werden von der Menge der Schüler aufgefangen. Selbst formulierte Antworten werden nicht gefordert. Das zieht sich durch alle Bereiche, und es wird erwartet, dass jemand die Führung übernimmt und sagt, was getan werden muß.
Das ist natürlich auf Dauer sehr zäh. Wenn hier ein Umdenken erreicht werden könnte, wäre das schon ein großer Fortschritt.
Dalene hatte einigen langjährigen Mitarbeitern in der Lodge Bereiche zugeteilt, für die sie zuständig und verantwortlich waren. Hier müssten die Mitarbeiter beständig unterstützt und trainiert werden.

Was waren für Sie besonders bewegende Momente?
Das waren mit Abstand die beiden Ausflüge mit den Schülern in den Park und zur Lodge, wo wir jeweils ein Picknick angeboten haben.
Für die Schüler, die den Ausflug nicht mitmachen konnten, hatten wir jeweils ein Picknick vorbereitet und die Sachen mit zur Schule genommen.
Die Kinder haben sich so sehr darüber gefreut, das kann man sich gar nicht vorstellen. Das fand ich schon sehr beeindruckend, und ich kann mich nicht erinnern, hier jemals einen solchen Jubel erlebt zu haben.

Was hat sie am stärksten beeindruckt?
Die Tätigkeit der Lehrer, die an den beiden Community Schools unterrichten, fand ich sehr beeindruckend. Es ist eine Initiative der Bevölkerung, den Schülern Bildung zu ermöglichen, die es sich nicht leisten können, eine staatliche und damit kostenpflichtige Schule zu besuchen. Um einen weiteren Schulraum anbauen zu könnten, arbeitete die ganze Dorfgemeinschaft daran, Ziegel aus Lehm herzustellen.
Nicht zuletzt hat mich die Tierwelt fasziniert – die Lodge liegt direkt am Luangwa-Fluß, und dort kann man die Tiere, die zum Trinken an den Fluß kommen, praktisch frei Haus beobachten bzw. hört Tag und Nacht die Geräusche. Das war einfach toll.